Flow und Intuition – Die Kombination für wirklich innovative Entscheidungen

Unser Bewusstsein ist die Voraussetzung für freies und eigenverantwortliches Handeln. Hätten wir dieses Bewusstsein nicht würden wir allein den Befehlen unserer Gene Folgen. Dabei ist folgendes interessant: Seine eigenen Regeln zu setzen und diesen eigenen Regeln zu folgen und das Leben in den Dienst eines höheren, selbst gewählten Ziels zu stellen, ist das, was Menschen glücklich macht. Und es ist das, was sie große Taten vollbringen lässt. Um dies zu schaffen, ist Transzendenz notwendig. Das bedeutet, Grenzen zu überschreiten und neue Fähigkeiten und Kompetenzen zu erlernen und anzuwenden.

Doch genau das ist nicht so einfach. Denn Chaos ist der Normalzustand unseres Gehirns. Alle möglichen Gedanken schwirren herum und kommen scheinbar aus dem Nichts. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass Kreativität und neues und ganzheitliches Verständnis, nur durch das menschliche Chaos-Denken möglich sind. Diese Kreativität und dieses ganzheitliche Verständnis sind nicht möglich durch optimierende und voraussagende Berechnungen. Gerade in dem Chaos der Gedanken liegt der Grund für wirklich Neues. Dieses Neue, das sind Ideen Erkenntnisse und Vorstellungen. In der Evolution des Menschen haben sich Fähigkeiten und Verhaltensmuster ausgebildet, mit diesem Chaos in den Gedanken umzugehen oder es als selbstverständlich wahrzunehmen. Dabei müssen wir immer bedenken, dass diese Gedanken mehr oder weniger zufällig in unserem Bewusstsein auftauchen und dass diese Gedanken nicht unser Selbst sind. Das Gedanken Chaos ist mehr oder weniger eine Art Zeitvertreib oder sogar eine Art Beschäftigungstherapie für unser Gehirn.

Diese Fähigkeiten unseres Gehirns haben uns in der Evolution geholfen und uns schließlich sehr weit gebracht. Aber: Sie machen unser Leben heute damit nicht unbedingt einfacher. Darum ist es notwendig, diese archaischen Fähigkeiten bewusst zu erkennen und sie zu nutzen und sie auf die heutigen Umstände hin anzupassen. Unsere archaischen Fähigkeiten nutzen uns. Aber nur dann, wenn wir sie reflektieren und bewusst einsetzen. Es ist wie mit anderen Dingen auch: Das, was in der Vergangenheit sehr viel Sinn gemacht hat und Vorteile mit sich gebracht hat, ist nicht auch deswegen automatisch heute genauso sinnvoll und vorteilhaft. Wir können diese archaischen Fähigkeiten aber nicht einfach ausschalten oder vergessen. Sie sind in uns so angelegt, wie andere Fähigkeiten über unsere genetische Prägung auch.

Erinnerungen und Erfahrungen prägen - sind aber nicht unveränderbar

Die Fähigkeit zur Erinnerung macht den Menschen als ein Lebewesen der höheren Evolutionen aus. Erinnerungen bilden die Basis unserer Intuition. Und dabei kennen wir eben nicht bewusst alle Erinnerungen.  Aber sie sind abgespeichert und verknüpft mit Umständen und Emotionen in unserem Gehirn und ebenso in unserem Körper. Das gilt übrigens auch für kollektive Erinnerungen früherer Zeiten und Generationen. Zu diesen Erinnerungen und Prägungen gehören auch Verhaltensregeln und Muster in der Gesellschaft. Genau diese Regeln und Muster lernt unser Selbst ebenfalls. Wir Menschen richten uns meistens genau nach diesen Regeln und Mustern, selbst wenn es uns nicht gut tut, das zu tun. Die gute Nachricht: Menschen können dank Neuroplastizität und einem selbstreflektiven Bewusstsein diese Muster brechen. Das bedeutet, wir sind in der Lage, selbst zu bestimmen, welche Regeln unser Gehirn und unsere Erinnerung verinnerlichen soll und woran es sich in Zukunft orientieren soll. Und das aus einem Selbstbewusstsein und einem eigenen, freien Willen heraus. Maschinen und künstliche Intelligenz können genau das nicht.

Die oben angesprochene Transzendenz und der sogenannte Flow sind Zustände, die hier eine ganz besondere Bedeutung haben und eine ganz besondere Rolle spielen. Transzendenz und Flow bedeutet immer Immersion. Es bedeutet Selbstvergessenheit. Und es bedeutet eine fokussierte und gleichzeitig unangestrengte Form von Aktionen und Bewusstsein. Körper und Geist sind dabei in Bewegung und in bestimmten Schwingungen. Diese Schwingungen kennen wir im Gehirn auch als sogenannte Hirnwellen oder Brain Waves. (Mehr dazu gibt es in diesem Buch ) Dieser Flow Zustand ist nur erreichbar bei Tätigkeiten, die der Mensch zuvor intensiv geübt hat, die der Mensch körperlich und geistig also bereits sehr viele Male durchlebt hat. Im Flow Zustand gibt es ein Gefühl der prinzipiellen Kontrolle im eigenen Handeln im großen und chaotischen und unbeeinflussbaren Ganzen. Trotz des Fallen-Lassens oder Los-Lassens haben wir das Gefühl der Kontrolle. Dieser scheinbare Widerspruch macht das faszinierende des Flow Zustands aus. Die Vereinigung von Gegensätzlichkeiten ist es, was neue Energie schafft. Der Flow Zustand ist damit das, was in früheren und frühesten Zeiten und bis heute auch als "Rausch" bezeichnet wird. Auch im Rausch ist das Bewusstsein gleichzeitig klar und ebenso scheinbar getragen von den allgemeinen Umständen. Und trotzdem haben wir in dem Moment das Gefühl der Kontrolle und des intensivsten Erlebens. Genau das ist es, was die Wirkmächtigkeit dieser Erlebnisse und Erfahrungen für uns und in uns ausmacht.

Denken „Outside the Box“ geht nur mit Intuition

In diesen Phasen und mit diesen Erlebnissen realisieren wir Fortschritt Entwicklung und Wachstum für uns selbst. Und das gilt nicht nur für uns selbst, sondern auch in einem größeren Rahmen und in größeren Zusammenhängen, beispielsweise für Organisationen oder auch Gemeinschaften. Das bedeutet damit auch gleichzeitig eine Unabhängigkeit und eine Befreiung von genetischen Vorbestimmungen und Determinierungen. Es bedeutet auch eine Befreiung von kulturellen und gesellschaftlichen Regeln und Einschränkungen. Und es bedeutet ebenso eine Befreiung von Trieben und Süchten des Selbst. Diese genetischen Veranlagungen, diese kulturellen und gesellschaftlichen Regeln und auch diese persönlichen Begierden sind deswegen nicht verschwunden. Aber Menschen sind im Stadium der Transzendenz, des Flows oder im Rausch in der Lage, sie zunächst einzuordnen und sich dann darüber hinwegzusetzen. Das ist grundsätzlich positiv. Wir kennen das sogar aus dem Wirtschaftsleben und in gesellschaftlichen Zusammenhängen sogar - nur in anderen Formulierungen, wie beispielsweise "thinking outside the box".

Und genau das ist doch nur eine andere Formulierung für Transzendenz, die wir bereits vorher betrachtet hatten. Transzendenz bedeutet eben das Überschreiten von Grenzen oder das Verlassen der Box als Begrenzung. Es geht dabei um die Fähigkeit, Dinge und Zustände über ihr erstes und äußeres Erscheinungsbild hinaus zu verstehen und zu begreifen. Es geht darum, komplexe Zusammenhänge in ihren grundsätzlichen Kräften zu verstehen und die Essenz des Ganzen zu begreifen. Und sich genau das dann auch bewusst zu machen. Das bedeutet, eine innere Disziplin zu entwickeln und ein Bewusstsein für die Verantwortung, die notwendig ist, um dem Trieb der genetischen Veranlagungen und auch dem Druck kultureller und gesellschaftlicher Regeln zu widerstehen. Und genau hier spielt unsere Intuition als Kompetenz und als umfassendes Erfahrungswissen eine zentrale Rolle. Während sich Künstliche Intelligenz immer an Regeln orientiert und diesen absolut und kompromisslos folgt, sind wir mit unserer Intuition in der Lage, genau diese Regeln und Grenzen zu durchbrechen. Das ist letztlich der Unterschied zwischen künstlicher Intelligenz, also Artificial Intelligence, und unserer Archaischen Intelligenz (AI + AI). Wir haben diese Archaische Intelligenz seit zehntausenden von Jahren. Und genau jetzt wird es wieder Zeit, sie zu entdecken, zu trainieren, zu nutzen und ihr in den richtigen Momenten auch zu vertrauen.