Grenzen machen uns Übergänge bewusst

Grenzen haben eine große Bedeutung in vielen Bereichen des Lebens. Jeder Mensch hat seine Grenzen. Technische Systeme haben Grenzen der Leistungsfähigkeit und Einsatzbereit. Organisation und Ökosysteme haben Grenzen. Es handelt sich hier also um Endpunkte, die wir beachten müssen und kennen sollten. Doch wir sollten auch erkennen, dass Grenzen immer auch neue Möglichkeiten und Potenziale darstellen. 

Grenzen stehen für Sicherheit und potenzielle Gefahr

Eine Grenze ist immer ein Übergang. Das eine endet; etwas anderes beginnt. Grenzen sind immer potenziell gefährlich und voller Risiken. Denn mit einer Grenze ändern sich die Gesetzmäßigkeiten, nach denen das Leben jenseits einer Grenze funktioniert. Teilweise bestimmen Gegensätze das Leben und die Logik auf der einen Seite einer Grenze im Vergleich zur anderen Seite. Das kennen wir natürlich von klassischen politischen Staatsgrenzen. Die Gesetze auf der einen Seite müssen nicht unbedingt mit denen auf der anderen Seite übereinstimmen; was hier erlaubt ist, kann dort verboten sein. Es gibt auch Grenzen zwischen Organisationen, diese können Grenzen der Kooperation, der Koexistenz oder auch der Konkurrenz sein. Auf alle Fälle sind sie wichtig und es gibt klare geschriebene und ungeschriebene Regeln, wie mit den Grenzen umzugehen ist. Wir kennen Grenzen in Ökosystemen, seit einiger Zeit als sogenannte „Kipppunkte“ bekannt, an denen sich Zustände und Gesetzmäßigkeiten ebenfalls radikal ändern, wenn Grenzen überschritten werden. Und schließlich kennen wir Grenzen, die wir selbst als Menschen und als Individuen haben und für uns bewusst oder auch unbewusst definieren. Diese Grenzen halten uns in einem für uns sicheren weil gewohntem Umfeld. Sie halten uns gleichzeitig davon ab, „zu weit“ zu gehen, also Risiken zu vermeiden, die potenziell gefährlich für uns sein können. 

Überwindung gehört immer zu Grenzen dazu

Eine Grenze ist immer mit Angst verbunden. Sie muss im Sinne des Wortes immer überwunden werden. Einmal durch den bewussten faktischen Übertritt von der einen Seite auf die andere. Und auch ideal, im Denken, mit dem Entschluss, es zu tun. Diese Überwindung ist immer anstrengend, nicht selten sogar schmerzhaft. Überwinden kommt von winden und sich winden. Es ist immer eine Anstrengung, ein Akt des Anspannens, des Ziehens, des Treibens und Drückens - und sind winden ist immer ein Akt der Befreiung, des Ankommens in neuen Umgebungen. Es gibt körperliches und geistiges Winden. Beides gehört zusammen. Ohne die körperliche Kraft und Anstrengung ist keine physische Überwindung möglich. Ohne die geistige Kraft und Anstrengung ist keine psychische Überwindung möglich. Das eine geht nur zusammen mit dem anderen. Das ist wiederum etwas typisch menschliches. Keine Maschine und kein System kann diese körperliche und geistige Kraft aufbringen oder überhaupt entwickelt, um die eigenen Grenzen zu überwinden und sich in eine andere Umgebung und einen anderen Zustand versetzen. Menschen können das. Wenn sie es wollen. 

In den Grenzen die eigenen Ängste erkennen und reflektieren

Voraussetzung dafür ist, die eigenen Ängste zu kennen, die mit Grenzen verbunden sind. Es kommt ebenfalls darauf an, zu erkennen und zu reflektieren, was wir uns zutrauen und was nicht. Und warum. Was sind die Gründe für de jeweiligen Ängste? Wie sollten wir diese Gründe einschätzen und mit ihnen umgehen? Warum trauen wir uns bestimmten Dinge nicht zu? Was sind die Gründe dafür und wie sollten wir damit umgehen? Wenn wir Menschen dies erkennen und reflektieren, dann erkennen wir ebenfalls unwillkürlich auch die Kräfte, die wir haben und nutze können, um uns zu winden und Grenzen zu überwinden. Das sind Aufgaben, bei denen uns andere helfen und unterstützen können - doch die Erkenntnis, die Anstrengung und die Überwindung müssen wir individuell leisten und es lernen. 

Ein Grenzübertritt bringt immer Neues in die Welt

Lernen heißt hier - wie so oft in anderen Bereichen auch - „leiden“. Jede Überwindung ist mit gewissem Leid verbunden. Durch die Anstrengung, die damit verbunden ist. Durch das zurück lassen, das mit jeder Grenzüberschreitung verbunden ist. Letztlich entscheidet das Ausmaß des „Leids“ darüber, ob wir Grenzen überschreiten wollen oder sie respektieren und bestehen lassen wollen. Auch das kann eine Maschine oder Künstliche Intelligenz niemals leisten. Denn sie kann nicht leiden. Lernen und Leiden, das erfahren und überschreiten von Grenzen bedeutet damit auch etwas neues zur Welt oder in die Welt zu bringen. Es ist wie eine Geburt, die geprägt ist von Leiden, Aushalten und Vertrauen. Das alles ist letztlich das Resultat von Wachstum und einer Grenzüberschreitung von einer Welt in eine andere Welt. Nicht umsonst ist die Grenzüberschreitung der Geburt die ultimative Grenzerfahrung für jeden Menschen - an die wir uns aber nicht bewusst erinnern, die wir aber wahrnehmen. (Die andere ultimative Erfahrung ist der Tod, von dem wir nicht wissen, wie bewusst wir ihn wahrnehmen und an den wir uns sehr wahrscheinlich auch nicht bewusst erinnern werden…) Diese beiden Grenzerfahrungen können wir uns nicht aussuchen. Grenzerfahrungen dazwischen aber schon. Wir können Grenzbewusstsein und Grenzüberschreitung auch als eine Kompetenz ausbilden und trainieren. Übung und Training bedeutet auch hier Wachstum. Für sich selbst und für das eigene Umfeld, egal ob privat oder beruflich. Das Wissen um Grenzen ist der Schlüssel, die richtigen Aufgaben für sich und andere Menschen zu finden und ebenso, die richtigen Aufgaben für Maschinen und Systeme als Helfer und Partner zu finden und zu definieren. Gut, wenn Menschen und Organisationen diese Kompetenzen haben. 

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