Wie Führungskräfte im KI Zeitalter kommunizieren und motivieren

Die Arbeit von morgen sieht anders aus. Automatischer, technischer und „künstlich intelligenter“. Führungskräfte bleiben dabei aber Menschen. Wie muss sich die Führung in Kommunikation und Kultur hier anpassen und verändern? Es zeichnen sich zwei Pole der neuen Führungskultur ab, die auf den ersten Blick nicht miteinander vereinbar scheinen – und die Führungskräfte vor ganz neue Aufgaben und Herausforderungen stellen.

Das Ausmaß dieser Entwicklung ist erst von wenigen Autoren und Wissenschaftlern analysiert worden. Weitgehende einig sind sich aber alle in ihrer Prognose, dass die Führungskräfte der Zukunft wahrscheinlich eine neue Art von Mitarbeitern – also KI-Maschinen oder autonome Roboter)- in ihre Organisationen aufnehmen und „führen“ werden. Da die Fähigkeiten von KI-Maschinen zunehmen und Möglichkeiten für neue Produkte, Geschäftsmodelle und Informationsnutzung bieten, wird sich der Arbeitsplatz der Zukunft verändern, denn Roboter werde in der Lage sein, menschenähnlich zu arbeiten. Deswegen führen die Führungskräfte nicht mehr nur die Menschen allein, sondern Mensch und Maschine werden sich bei der Erreichung ihrer Ziele zusammenschließen (müssen) und eine völlig neue Dynamik in den Unternehmen erzeugen.

Unterschiedliche Anforderungen an die Kommunikation

Die Folge davon ist, dass Kommunikationsstandards bei der KI Programmierung so festgelegt werden sollten, dass sie sowohl Menschen als auch Maschinen ansprechen. Daher sind Führung und KI Management miteinander verbunden. Eine klare Verbindung von Maschinenführung oder Maschinenmanagement ist aber momentan unmöglich. Der Grund: Bei der Führung von Maschinen geht es derzeit nicht um Führung, sondern um das Setzen von Regeln, Prozessen und deren Überwachung. Für Manager und Führungskräfte gilt aber dennoch: Auch wenn Maschinen noch keine emotionale Intelligenz besitzen, muss die Führungskraft das KI-Programm überwachen, über kritische Aufgaben entscheiden und die Ressourcen bestmöglich nutzen. Daher ist die Rolle einer Führungskraft in der Zukunft dadurch gekennzeichnet, dass sie versteht, wie zunächst spezifische KI-Lösungen mit einer niedrigen Nutzungsschwelle dazu beitragen können, Prozesse und Arbeitsschritte zu übernehmen und zu automatisieren. Das bedeutet, es handelt sich hier gleichzeitig um zwei unterschiedliche Anforderungen. Nämlich klare Regeln und Kontrolle auf der Maschinenseite und Empathie sowie Eigenverantwortung und Freiheit auf der Menschenseite der Führung. Diese beiden Pole der Führungsphilosophie zu vereinen und in Einklang zu bringen, ist die größte Herausforderung beim Übergang ins KI Zeitalter für Unternehmen und für die Menschen, die diese Unternehmen leiten.

Wie sollten nun Führungskräfte vorgehen, um sich dieser Herausforderung zu stellen und sie zu meistern? Bei der mittlerweile großen Vielfalt von Anwendungsfällen und technologischen Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz bietet, liegt eine der größten Herausforderungen für Führungskräfte im Screening nach adäquaten Anwendungsfällen und in der Analyse der damit verbundenen Risiken für ihre Unternehmen. Auch wenn KI fast alles automatisieren kann, ist es dennoch offensichtlich, dass nicht jedes Problem durch KI gelöst werden sollte, denn manchmal sind andere regelbasierte Optionen praktikabler. Folglich benötigen Führungskräfte spezifische Kenntnisse über die Technologie, um die an einem KI-Projekt beteiligten Komponenten zu verstehen. Ein fundiertes Verständnis dessen, was in einem Projekt geschieht, ist entscheidend und muss mit dem notwendigen technischen Know How und Verständnis als Background bewertet werden.

Innovation und Motivation in Kooperation mit Künstlicher Intelligenz

Für Führungskräfte sind es genau die spezifischen und hoch performanten Eigenschaften, die KI so beängstigend und doch faszinierend machen. Das Top-Management strebt oft bereits die Integration von KI in Organisationen an, obwohl das mittlere Management diesen Prozess noch bremsen oder gar behindern will, da es KI-Projekte als sehr technisch und komplex empfindet und mit den geforderten spezifischen Fähigkeiten in Mathematik, Datenwissenschaften und IT in der Praxis sich offenbar in vielen Fällen einfach überfordert fühlt. Daher sind sich Experten und Praktiker weitgehend einig, dass die Führungskräfte in Deutschland so schnell wie möglich mit einem Wechsel beginnen und an ihren Fähigkeiten arbeiten müssen.

Das gleiche gilt auch für die Entwicklung und Motivation der Mitarbeiter, die KI Systeme anwenden sollen. Denn bekannt ist schon lange, dass intrinsisch motivierte Mitarbeiter letztlich bessere Leistungen erbringen – das gilt unverändert im KI Zeitalter. Hierfür kann ein hilfreiches theoretisches Modell zur Implementierung von KI in Unternehmen und zur Motivation der Mitarbeiter das Rahmenwerk für das Innovationsmanagement von Tidd und Bessant sein, da es das Innovationsmanagement in den Mittelpunkt des Unternehmens stellt und es Führungskräften ermöglicht, auf verschiedenen Ebenen auf Innovation hinzuarbeiten, angefangen bei der inkrementellen Ebene, um im Laufe der Zeit kreativere und radikalere Innovationen zu erreichen. Ihr Modell ist geeignet, die Umsetzung von KI-Lösungen anzugehen und den Wert der Innovation zu erfassen, der in vielen anderen Modellen und Rahmenwerken oft fehlt. Darüber hinaus spiegelt ihr Modell die Lernelemente des Modells von Scouller mit einem iterativen Prozess des Erwerbs von Wissen und Erfahrung wider, der zur Einführung erfolgreicher Innovationen führt.

Perspektive der Mitarbeiter verstehen

Zusammenfassend kann nach diesen Überlegungen klar definiert werden, dass die Führung von morgen in Anbetracht der identifizierten Rahmenbedingungen und Anforderungen vor allem Vertrauen gegenüber den Mitarbeitern und den KI-Systemen gleichermaßen erfordert. Es kommt bei allen Beteiligten auf eine offene kreative Denkweise an wie auch auf unternehmerisches Denken auf allen Ebenen und nicht zuletzt auf den Willen, ständig zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Darum ist eine innovative Kultur in einer Organisation, die mit einer kleinen, unterstützenden Lösung beginnt und die das Unternehmen allmählich zu mehr Leistungen entwickelt, der geeignete Ansatz für die Führung, um den Übergang zur KI im Unternehmen zu beginnen. Ein Verständnis vom Wert des „Intrapreneurship“ in der Organisation ist dafür unerlässlich.

Es sind also nicht nur technische Fähigkeiten und Strukturen von entscheidender Bedeutung, sondern auch die Entwicklung der eigenen Emotionalen Intelligenz ist für eine Führungskraft unerlässlich. Denn die anstehenden Veränderungen beeinflussen die Mitarbeiter direkt. Hierfür ist entscheidend, dass die Führungskraft ihre Perspektive, die der Mitarbeiter, wirklich versteht. Hinzu kommt das unerlässliche technische Verständnis wiederum der KI Systeme. Wir stehen also beim Thema KI vor einer neuen doppelten Führungsphilosophie, die zwei unterschiedliche Anforderungen miteinander in einen produktiven Einklang bringen muss: Klare technische Regeln und Kontrolle in der Führung autonomer Systeme und gleichzeitig Empathie und Kreativität im Umgang mit und der Führung von Menschen.