Das Archaische in unserer Natur – Eine Kompetenz, die wir trainieren müssen

Aus der Erde kommen wir; zu Erde werden wir. Oder: Sich erden und geerdet sein. Oder: Mutter Erde. Es gibt viele Redewendungen und Weisheiten, die der Erde eine ganz besondere Rolle und Bedeutung zuschreiben. Im alten Germanien und auch bei den Kelten beschmierten Krieger ihre Leiber mit Erde vor der Schlacht, so dass sie praktisch schwarze Gestalten waren. Das sollte symbolisieren, dass sie bereit waren zu sterben, dass sie mehr oder weniger bereits tot waren und ihnen deswegen der Kampf nichts mehr anhaben konnte. Und es gibt noch sehr viel mehr archaische Riten in allen Kulturen der Welt mit und um die Erde. Ihnen allen ist eines gemein: Der Kontakt mit der Erde, das Spüren, das Fühlen, das Erfahren der Erde ist ein Mittel, sich zu verbinden mit den grundlegenden Urkräften der Natur und damit auch in uns Menschen.

Das alles erscheint uns als modernen Menschen in einer technisierten Welt sehr weit weg. Irgendwie obskur. Vielleicht sogar auch etwas Furcht einflößend. Denn in unserem Alltag ist diese Verbindung mit archaischen Kräften der Natur ja gerade weitestgehend abgeschnitten. Mit Absicht. Natürliche Kräfte gelten als störend bis gefährlich. Es geht unserer Zivilisation darum, diese Kräfte möglichst zu kontrollieren und im besten Falle für die eigene Bequemlichkeit nutzbar zu machen. Gleiches gilt auch für die archaischen Kräfte in uns als Menschen. Alles, was nicht erklärbar und kontrollierbar ist, gehört angeblich nicht zu unserem modernen Leben. So wollen wir Sicherheit schaffen - oder wenigstens ein Gefühl oder die Illusion davon. Das gilt für unser Privatleben. Und es gilt noch viel mehr für unser berufliches Leben.

Archaische Intelligenz als Kompetenz

Dieses Ausblenden oder aussperren von archaischen Kräften und archaischem Wissen bedeutet, dass wir Potenziale und Möglichkeiten bewusst nicht nutzen. Das ist ein Fehler. Denn wir Menschen sind mit zwei Arten des Denkens und des Verstehens ausgestattet: Mit dem rationalen Geist und mit unserem intuitiven und instinktiven Vermögen. Beides hilft uns weiter und sichert unser Leben. Es sollte zudem einleuchten, dass nicht alle Fragen und Probleme immer und ausschließlich nur mit der einen Art und Weise - dem rationalen Denken - gelöst werden können. das versteht wahrscheinlich jede und jeder intuitiv. Doch bemerkenswerter weise drücken wir solche intuitiven Erkenntnisse lieber weg, als dass wir sie für unsere Entscheidungsfindung nutzen. Wir haben hier eine besondere Kompetenz. Aber wir nutzen sie nicht.

Dabei ist es vielfach in der Praxis belegt und wissenschaftlich erwiesen, dass Kreativität und Innovation nur mit menschlicher Intuition wirklich funktionieren. Es gibt keine Organisation, die genau diese beiden Fähigkeiten nicht bräuchte. Ebenfalls ist bewiesen, dass Menschen und Maschinen und Systeme überproportionale Ergebnisse erreiche, wenn sich beide auf ihre Domänen konzentrieren. Maschinen auf das Prozessieren und Berechnen von Daten, Menschen auf komplexes Denken und Verstehen. Doch das müssen wir erst einmal können. Das müssen wir erst einmal lernen. Besser gesagt: Wieder lernen. Denn diese Fähigkeiten sind zwar in uns, doch sozusagen begraben. Es ist also an der Zeit und es ist notwendig, dass wir sie wieder ausgraben. Das geht am besten und letztlich nur, wenn wir wieder und bewusst archaische Erfahrungen machen und damit archaische Fähigkeiten trainieren. Es geht um das obern bereits erwähnte Verbinden mit der Erde und Urkräften und Urfähigkeiten in uns. Das geht nur in der Natur. In einer modernen Umgebung, die gerade diese Einflüsse und Kräfte aussperrt, die steril und reinlich ist, kann das nicht funktionieren. Archaisch heißt sicher roh, rau, robust und alles andere als bequem. Es kann dreckig werden. Und genau das muss es auch.